Eine Metapher trägt eine Botschaft durch ein Bild oder Gleichnis.

Das Wort ‚Metapher‘ kommt aus dem griechischen und ist ähnlich wie das Wort ‚Amphore‘. Amphoren waren die Behälter, in denen wertvolle Nahrungsmittel im Antiken Griechenland transportiert und aufbewahrt wurden.

Die Metapher des Weges oder des Pfades als Lebensweg und Entwicklungsweg können wir leicht verstehen und annehmen.

Hier eine Metapher aus der buddhistischen Tradition:

 

Mit großer Anstrengung versuchst du einen Weg durch die Brombeeren zu schlagen um Freiheit zu finden,

breite Flüsse, ewige Berglandschaften, der Weg ist ohne Ende.

Vollständig erschöpft und ohne Kraft, müden Herzens, bist du von der Freiheit weit entfernt.

Die Blätter rauschen im Wind und die Zikaden zirpen rhythmisch.

Lebensweg - Dharma

Verheddert und Gefangen

Dieses Bild ist eine Metapher für eine Stelle oder eine Abzweigung in unserem Leben.

In diesem Bild sind wir gefangen. Verheddert in den Dornen der Brombeere.

Und je mehr wir uns bewegen, umso mehr verheddern wir uns. Um weiterzukommen, müssen wir innehalten und untersuchen, wo wir gerade sind.

Wir müssen uns den Dornen zuwenden und genau hinschauen.

 

Vieles wird zusehends schlechter,

anderes wegsehends nicht besser.

Helmut Qualtinger

 

Vipassana – tiefes Hinsehen und Erkennen

Meditation ist innehalten; Ruhe finden. Achtsamkeit hilft mir beim Innehalten und dem Zuwenden zu dem, was mich gefangen hält.

Die Weisheit unterschiedlicher Richtungen und Traditionen, hilft uns aus dem Gehedder langsam wieder heraus zu kommen. Je länger ich in der Brombeere herumlaufe, umso mehr bleibe ich hängen und umso mehr sehe ich nur Brombeere und Dornen.

Umso müder werde ich und umso schmerzhafter wird mein Weg.

Achtsamkeit hilft uns, immer früher aufzuwachen und weniger hängen zu bleiben.

Weisheit hilft uns zu sehen, wo wir festhängen. Und gleichzeitig hilft sie uns eine Perspektive zu öffnen:

Der Weg, der vor uns liegt, auch wenn der Weg lang ist, ermöglicht uns trotzdem ein Aufatmen, wenn wir freier gehen können und wir uns beim Gehen plötzlich des Rauschens der Blätter und des Zirpen der Zikaden bewusst werden.

Vielleicht treffen wir wieder auf eine Brombeere. Aber die Perspektiven, die sich immer wieder öffnen und gesehen werden, die bleiben bestehen.

Einmal gesehen ist es schwierig, sie ‚ungesehen‘ (und ungeschehen) werden zu lassen.

Dieses tiefe Sehen und Verstehen, das ist Vipassana.

Mitgefühl hilft uns zu verstehen, dass vor, neben und hinter uns auch Menschen sind, die in Brombeeren verheddert sind.

Und dass wir alle irgendwo auf dem Weg unterwegs sind.

Gemeinsam.

Dharma: Verheddert? Wo? – Sehen? Was?

In der Buddhistischen Lehre, dem Dharma oder Dhamma, sind es 3 Merkmale des Lebens, in denen wir uns immer wieder verheddern:

  • Veränderung und Vergänglichkeit
  • Unberechenbarkeit und Unsicherheit des Lebens
  • Veränderung und Vergänglichkeit des Selbstbildes (körperlich und psychisch) und damit auch gleichzeitig des Weltbildes

Wir leben in der Annahme, dass immer alles gleich bleibt oder im Schlimmsten Fall so wird, wie wir es geplant und gesichert haben.

Eine andere Tradition beschreibt es so: ‚Du machst Pläne und Gott lacht.‘

Wie sehr ich festhänge an diesen Annahmen kann ich leicht sehen, wenn mein Fahrrad einen Platten hat oder die S-Bahn zu spät kommt.

Oder jemand auf der Autobahn langsam vor sich ‚hin trödelt‘.

Wo wir festhängen ist individuell und subjektiv.

Wo hängst Du fest? Wo wird es schmerzlich und schwer auszuhalten?

Alt werden, krank sein oder vielleicht sogar eine schwere Diagnose bekommen?

Oder jemand der Dir sehr nahe steht und dies durchlebt?

Wie gehst Du damit um?

Das Leben ist unberechenbar und vergänglich. Menschen, andere Lebewesen und die Natur – auch unser Planet Erde – sind vergänglich und dadurch auch absolut einzigartig.

Sind hier für einen kurzen Moment, um dann für immer zu verschwinden.

Gelassenheit – Weisheit – Mitgefühl

Vipassana hilft uns das Unvorhersehbare, das Unmögliche mit Gelassenheit anzunehmen. Dies ist kein intellektuelles Verstehen, sondern ein Verstehen des Herzens.

Das Herz, das versteht, ist auch ein offenes und empathisches Herz.

Es ist lebendig, lebt und erlebt mit anderen.

Deshalb gehen wir einen Weg.

Damit wir die Einzigartigkeit und Schönheit jedes Augenblicks erkennen können und verstehen, dass dieser Augenblick nie zurückkommt und dass er mir nicht gehört und nie gehört hat.

Dass alles im Fluss ist und wir alle an diesem Fluss teilhaben. Dass wir nicht allein stehen und gehen und uns deshalb gegenseitig stützen und helfen können.

Mit der Weisheit, dem Mitgefühl und der Gelassenheit, die uns in jedem Augenblick zur Verfügung stehen.

Je weiter auf dem Weg wir kommen, umso mehr können wir das in jedem Augenblick unseres Lebens leben.

Und deshalb dreht sich dieser Weg nicht nur um uns selbst und unser eigenes Wohl.

Wir sind alle auf der Wanderschaft.

Wir sehen die Flüsse, die Berge. Hören die Blätter und die Zikaden.

Wir erleben neue Perspektiven, die uns immer wieder Aufatmen lassen.

Die uns Zuversicht und Vertrauen geben und uns weiter bringen.

Wir sind alle Wegbereiter und Wegbegleiter!

Wisdom tells me I am nothing. Love tells me I am everything.

Between the two, my life flows.

Nisargadatta Maharaj